Konflikt, Widerspruch, Krieg und eine neue Gesellschaft – Themen des Gesprächs beim Mittwochstreffen des ORK am 8.5.24

Konflikt, Widerspruch, Krieg und eine neue Gesellschaft – Themen des Gesprächs beim Mittwochstreffen des ORK am 8.5.24

Den Teilnehmern war Einiges gemeinsam, Vieles nicht. Gemeinsam war die Einschätzung der heutigen Gesellschaft als hochgradig gespalten, unfriedlich und kriegsgeladen und der Wunsch, Verbundenheit zur Geltung kommen zu lassen. Sehr unterschiedliche Ansichten kamen zur Sprache, welches Handeln uns möglich ist ausgehend von unserem Grundverständnis der universellen Verbundenheit der Menschen.

Vereinfachend kann von drei Konzepten gesprochen werden, die hier zur Sprache kamen.

Konzept 1: die gesellschaftlichen Widersprüche werden geschaffen von Menschen mit Separatinteressen. Wir unsererseits handeln in Verbundenheit und Liebe, damit fallen gesellschaftliches Gegeneinander, Konflikt und Widerspruch grundsätzlich weg. Weiter: wir befassen uns in diesem Sinne nicht mit dem, was diejenigen, die spalten und Krieg schüren, treiben und planen, denn wenn wir dagegen kämpfen würden, würden wir es nur stärken.

Ein Beispiel, das in dem Gespräch konkret erörtert wurde: der „Kampf“ gegen den Faschismus, der in Deutschland seit 50 Jahren betont wird – was hat er gebracht? Der Vertreter des Konzepts Nr. 1 meinte: heute haben wir eine rechtsradikale Szene wie nie zuvor. „Hirntechnisch“ gesehen ist das ein Ergebnis dieses Kampfes, denn wenn man stets die Ecken eines Systems betont, werden diese stärker. Die einzige Antwort ist, eine Kultur der Liebe und Fürsorglichkeit zu entwickeln.

Alle Politiker leben vom Gegeneinander – da machen wir einfach nicht mehr mit. Angst/Gier ist, psychologisch gesprochen, die Triebfeder aller Separatinteressen.

Konzept 2 (eines anderen Teilnehmers) wurde vor allem auch im Hinblick auf die Rechtsradikalen vorgestellt und erläutert. Es sei notwendig, drastisch der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, wohin das führt. Jederzeit müsse man absolut gegen alle Rechts- und Linksradikalen kämpfen. Generell, nicht nur mit Bezug auf rechtsradikale Strömungen, müsse ‚mit der Gießkanne ausgeschüttet‘ werden, wohin das führt, wenn wir Menschen weiterhin an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen. Jeder Einzelne sei aufgerufen, hier und heute die Bäume zu pflanzen, unter deren Schatten wir selber, die heutigen Pflanzer, nie sitzen werden.

Der Vertreter des Konzepts 1 sagte dazu, das Einzige, was uns interessieren könne, sei, im eigenen Bereich ohne Konflikte zu leben. Zunächst würden wohl nur sehr wenige Menschen einen derartigen Kern für eine neue Gesellschaft ohne Konflikte und Krieg bilden, indem sie bei sich selber anfangen.

Dem wurde entgegnet, dass es wohl weitere 100.000 Jahre menschlicher Evolution brauchen werde, bis solche Grundsätze sich genügend gesellschaftlich ausgebreitet hätten, und das sei viel zu langsam.

Konzept Nr. 3 lautete ansatzweise, dass wir nicht nur in unseren unmittelbaren Lebensbereichen es lernen wollen, konfliktfrei und kooperativ miteinander umzugehen und solche Fähigkeiten in die Gesellschaft ausstrahlen lassen wollen, sondern dass es auch unsere Aufgabe ist, Aufklärung über die politischen Entwicklungen (wie Transhumanismus und permanenter Kriegszustand) zu leisten – ohne Parteinahme und ohne Kampfaufforderungen, damit die Menschen ihre eigenen politischen Schlussfolgerungen ziehen. Dem wurde (vom Vertreter des Konzepts 1) entgegnet, dass derjenige, der aufklären will, sich damit schon selber über diejenigen stelle, die er aufklären wolle, und damit wieder einen gesellschaftlichen Gegensatz schaffe.

Ansatzweise wurde gefragt, ob es möglich sei, konkrete gesellschaftliche Initiativen, wie bspw. genossenschaftliches Wirtschaften, so zu gestalten, dass auch Gegnern, Kritikern, Konkurrenten vermittelt werden kann: es geht um ein neues Miteinander, an dem auch sie mitwirken können. Muss Konkurrenz notwendig die Verbundenheit lähmen?

Der Vertreter des Konzepts 1 wies u.a. darauf hin, dass die Gesellschaft in einer neuen Epoche angekommen ist, in der es nicht mehr möglich ist, sich den neuen Entwicklungen zu entziehen, wie früher bspw. durch Auswandern gegeben war. Alle müssen sich der Frage stellen: wie verändern wir uns selber?

Durch das Gespräch zog sich sowohl die Anstrengung, die eigenen Konzepte deutlich zu formulieren und die Unterschiede klar und kantig zu benenne, als auch das Bemühen um gegenseitige Anknüpfungspunkte und um ein Klima, das weiteren Austausch begünstigt.

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